Keine Sorge – hier geht’s nicht um Esoterik 😉
Die polare Welt ist (zwangsläufig) eine Welt der Widersprüche. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Doch ist es möglich, im Konflikt glücklich und gesund zu werden/sein?
Wir schwanken gerne von einem Extrem ins andere. Unser Leben besteht, zumindest hat man so den Eindruck, ausschließlich aus schwarz und weiß. Und das zieht sich durch alle Bereiche unseres Lebens und unserer Gesellschaft.
Anhand einiger Bereichen wollen wir uns das verdeutlichen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich hierfür „starke“ Beispiele aussucht und diese ein wenig überzogen darstellt. Es geht ja darum, den Schweinehund in uns selbst zu erkennen – und dazu muss man sich auch damit konfrontieren.
Für alles Kommende gilt daher, dass natürlich nicht alle Vertreter der jeweiligen Beispiele so extrem sind (in Wirklichkeit sind es sogar die Minderheit! Nur ist diese halt sehr viel lauter als die große Mehrheit, weshalb man leicht das Gefühl bekommt, „alle“ wäre so drauf) – aber die Kernthematik bleibt dennoch vorhanden, nur eben in individueller Ausprägung.
Militante Veganer
Viele Veganer haben geradezu militante Züge an sich und lehnen alles, das ihrem eigenen Lebensstil widerspricht, kategorisch ab. Dabei vergessen sie aber, dass auch sie selbst als Mischköstler begonnen haben und sich dann, aus welchen Gründen auch immer, bewusst für eine andere Ernährung entschieden haben.
Blind für die Sichtweisen anderer beschimpfen und beflegeln sie dann all jene, die diesen Entwicklungsschritt noch nicht vollzogen haben. Da wird an Gürteln gerissen und Menschen, die Schuhe aus Leder anhaben, als Mörder verunglimpft.
Das hat gravierende Folgen!
Einerseits verbauen sie sich (und der Bewegung) damit sehr viele Sympathien bei all jenen, die an diesen Dingen interessiert sind und damit sympathisieren..
Andererseits urteilen sie über die anderen, die (noch) Fleisch und tierische Produkte zu sich nehmen. Und wir wissen ja bereits, warum es so kontraproduktiv ist, GEGEN etwas zu sein (vgl. „DAFÜR statt DAGEGEN„). Jeder wird sich, mit Vorwürfen konfrontiert, zur Wehr setzen und – noch viel schlimmer – seine vielleicht langsam aufkeimende Annäherung an dieses Thema wird zunichte gemacht (vgl. „Verrat’s keinem„).
Das Dümmste, das man machen kann, wenn man jemanden von etwas überzeugen möchte ist, ihn zu verurteilen, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden o.ä. unnötige Dinge. Der andere wird NIEMALS einsichtig werden oder sein Handeln überdenken, wenn man ihn kritisiert und anklagt!
Die Mitte bei veganer Ernährung
Vielleicht wäre es hier hilfreich, von seinem hohen Ross herunter zu steigen, sich in die Lage des anderen zu versetzen und auch seine Meinung zu akzeptieren – was ja keineswegs bedeutet, dass man dem zustimmen muss!
Statt einen Fleischesser also anzugreifen und zu beschimpfen, könnte es zielführender sein, seine Meinung so stehen zu lassen und dann mit Argumenten seinen eigenen Standpunkt darzustellen.
Immerhin sind….
> die Fleischesser von heute die Vegetarier von morgen!
> die Vegetarier von morgen die Veganer von übermorgen!
Wenn man diese Entwicklung möglichst nicht beeinträchtigen möchte, sollte man sie daher nicht angreifen und verurteilen (und ihnen den Umstieg damit erst wieder erschweren)!
Militante Ex-/Nicht-Raucher
Das selbe gilt auch im Bereich der Raucher-Diskussion.
Nichtraucher entwickeln zum Teil geradezu extreme Ablehnung gegen Raucher. Gerade bei Ex-Rauchern tritt dieses Phänomen häufig auf, da sie noch jahrelang darunter leiden, dass ihnen etwas verweht wird, das andere haben dürfen (und da tut es auch nichts zur Sache, dass sie sich bewusst – aus welchen Gründen auch immer – dafür entschieden haben, diese Sucht hinter sich zu lassen).
Bei lebenslangen Nichtrauchern, die nicht aus eigener Leistung sondern von „Gottes Gnaden“ Nichtraucher sind (weil sie halt keine entsprechenden Synapsen im Gehirn haben, die auf das Nikotin ansprechen oder es körperlich überhaupt nicht vertragen), mag eine extreme Ablehnung zwar zunächst „legitim“ erscheinen – ist sie aber nicht.
Wie gerade festgestellt, ist es ja nicht ihre eigene Leistung, dass sie nicht rauchen – dann aber andere dafür zu verurteilen, dass sie nicht die selben Veranlagungen haben, ist nicht nur eine Frechheit sondern zeugt auch davon, dass man sich mit diesen Dingen nicht wirklich auseinander gesetzt hat.
Andernfalls wüsste man, dass die Raucher nicht rauchen, weil sie WOLLEN, sondern weil sie MÜSSEN!
Kein normaler Mensch macht das, weil es so gut schmeckt oder ähnliche vorgegaukelte Argumente. Der einzige Grund zu rauchen, ist die Versorgung des Körpers mit einem Suchtmittel! Der häufigste Auslöser für eine Sucht (bzw. um daran festzuhalten) ist ANGST!
Na, was passiert wohl, wenn man einen Raucher unter Druck setzt?
Richtig!
Der Drang nach der nächsten Dosis Nikotin wird unüberhörbar für ihn.
Wenn man das einmal verstanden hat, stehen die abschreckenden Bilder auf den Packungen gleich in einem ganz anderen Licht da. Dadurch hat sich noch nie ein Raucher vom Rauchen abhalten lassen – vielmehr dient das rechtlichen Gründen (in Zukunft kann man die Tabak-Industrie nicht mehr verklagen, da sie ja unmissverständlich auf die Risiken hingewiesen hat) sowie wirtschaftlichen Interessen (wenn Angst die Sucht verhärtet, sind diese Bilder das beste Mittel, um einen Raucher den Ausstieg schwerer zu machen – und damit die Gewinne der Hersteller, der Finanzämter und der medizinischen Industrie enorm zu fördern).
Die Mitte beim Rauchen
Statt also auf Raucher zu hetzen und sie immer tiefer in die Sucht zu treiben, könnte man sich auch damit auseinander setzen, in welcher Situation sie sich befinden und welche Probleme das für sie mit sich bringt.
Man könnte nach Lösungen suchen, die die Raucher nicht ins Abseits stellt, gleichzeitig aber die restlichen Bevölkerung vor der (physischen wie psychischen) Vergiftung durch das Rauchen zu schützen.
e-Mobilität vs. Erdöl
Auch bei diesem Thema prallen die Meinungen und Ansichten zuweilen hart aufeinander. Was für den einen ein Segen für die Menschheit ist und keinen Dreck verursacht, ist für den anderen die nächste Umwelt- und humanitäre Katastrophe der Welt.
Die Kritiker der e-Mobilität prangern die Abbaubedingungen der dafür erforderlichen Edelmetalle an und machen jeden nachhaltig denkenden e-Fahrer damit zum Kinder-Mörder.
Unabhängig davon, wie sehr diese Argumente (bzw. die ihnen zugrunde liegenden Fakten) zutreffen oder nicht, wird dabei aber geflissentlich übersehen, welche katastrophalen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt unser Konsum von Erdöl hat.
Womit hier in keiner Weise Stellung für eine der beiden Seiten bezogen werden will. Es soll nur darauf hingewiesen werden, dass es DIE Wahrheit vermutlich nicht gibt.
Die Mitte in der e-Mobilität
Wie überall sonst auch, könnten wir uns hier ein wenig kalmieren und versuchen, einen gangbaren Mittelweg zu finden. Es hat alles seine Vor- und Nachteile.
So wie klar sein dürfte, dass unser Individualverkehr nicht so weiter gehen kann wie bisher, so sollte aber auch einleuchtend sein, dass ein 100% Umstieg auf Elektro-Antriebe vermutliche eher nicht funktionieren wird (angefangen von der Infrastruktur bis hin zu den erst wieder endlichen Ressourcen von dafür benötigten Edelmetallen).
Während der elektrische Antrieb im städtischen Bereich sicher die bessere Alternative sein dürfte (leiser, weniger Dreck, keine Dicke Luft, einfacherer Aufbau der Infrastruktur, etc.), dürfte das im ländlichen Bereich und auf Langstrecken eher weniger sinnvoll sein. Hier wird der Verbrenner mit einfacher „Aufladung“ des Energieträgers (Diesel & Co), höheren Reichweiten und jahrzehntelang weiterentwickelten Technik seine Vorteile ausspielen können.
Jedenfalls ist es kontraproduktiv, nur auf seiner eigenen Wahrheit bzw. Anschauung zu beharren und alles andere abzulehnen – das verstellt uns nämlich grundsätzlich den Blick auf mögliche Lösungen – auf beiden Seiten.
So könnte man Öko-Diesel (mit Strom aus erneuerbaren Energien, Wasser und dem CO² aus der Luft) herstellen, würde damit unabhängig vom Erdöl und (fast) CO²-neutral unterwegs sein – dabei gleichzeitig aber keinen Cent in die Umrüstung der Infrastruktur investieren müssen. Die Technik dafür ist bereits vorhanden! Es gibt dutzende Firmen weltweit, die das bereits geschafft haben. Nur sehen wir so etwas gar nicht, weil wir uns ja nur auf das Bekämpfen des anderen konzertieren und damit gar keine Ressourcen mehr frei haben, um nach möglichen Lösungen zu suchen (selbst wenn es sie schon gibt).
Gleichzeitig könnte man die Forschung an ökologisch vertretbaren Alternativen zu giftigen und problematischen Batterien und Solarzellen vorantreiben (statt Milliarden in Schwachsinnigkeiten wie Kernfusion [die die Macht erst wieder konzentriert] zu investieren). Diese Techniken gibt es ebenfalls bereits – werden aber nicht gefördert und von den Menschen nicht wahrgenommen – eben weil wir unsere ganze Zeit und Energie darauf verwenden, Argumente GEGEN den anderen zu sammeln und zu propagieren, statt diese Energie in die Suche nach Lösungen zu stecken.
Endlose Liste ….
Das sollen nur drei Themen sein, die verdeutlichen, dass es nichts bringt, nur auf seinem eigenen Standpunkt zu verharren und alles andere abzulehnen. Das beeinflusst nicht nur alle Beteiligten negativ, sondern verhilft in keiner Weise zu irgend einer Lösung – ganz egal, um welches Thema es sich handelt.
Diese Vorgehensweise gilt so gut wie überall:
- während für die einen ALLE Flüchtlinge arme Opfer sind, die vor Krieg und Terror fliehen, sind für andere ALLE diese Menschen Terroristen und islamistische Fundamentalisten
- während für die einen ALLE Fleischesser primitive Mörder sind, sind für die anderen ALLE Veganer utopische Baumstreichler, die ihre Kinder vor vollen Tellern verhungern lassen
- während für die einen ALLE jene, die sich Sorgen bezüglich einer „Überfremdung“ bzw. dem Vermischen von Kulturen machen, sofort ins rechte Eck abgestellt und als Nazis tituliert werden, sind für die anderen ALLE jene, die sich für eine Verständigung unter den Völkern und ein gewisses Maß an Offenheit gegenüber anderen stark machen, „links linke Gutmenschen“ die das Abendland vernichten wollen
- während für die einen ALLE Autofahrer Verbrecher sind, die unsere Umwelt zerstören und für alle Kriege und Konflikte auf der Welt verantwortlich sind, sind für die anderen ALLE umweltbewussten Menschen dumme Öko-Freaks, die alleine im Wald leben sollten
- während für die einen ALLE Polizisten brutale, fremdenfeindliche und faschistische Schweine sind, sind es für die anderen ALLE hoch anzusehende Heilige, die ihr Leben für unsere aller Wohl aufs Spiel setzen und niemals etwas Unrechten tun würden
- …..
Diese Auflistung ließe sich beliebig erweitern und jedem von uns werde da noch einige andere Beispiele einfallen.
Und überall finden wir das selbe Problem: es wird die eigene Meinung und Darstellung glorifiziert und jeder, der dem nicht zu 100% zustimmt, ist sofort unser Feind, den wir bekämpfen müssen. Nichts von dem, was die andere Seite vorbringt, dringt auch nur ansatzweise in unser Gehirn vor, da wir die Gegenseite aus Prinzip ablehnen.
Die Lösung also?
Die kann es allumfassend so nicht geben, da sie ja für jedes Thema individuell gefunden werden muss.
Essenziell ist es aber, dass man an solche Konflikte anders heran geht, dass man auch seinen eigenen Standpunkte kritisch hinterfragt und darin weniger sinnvolle Aspekte ausfindig machen (und es hat JEDE Meinung ihre Schattenseiten) und gleichzeitig versuchen kann, die andere Seite einmal so stehen lassen.
Weiters kann es hilfreich sein, bei beiden Seiten jene Punkte zu suchen, bei der sich eine Übereinstimmung ergeben kann (bei der Diskussion unserer zukünftigen Mobilität wären das zBsp. der Wunsch nach umweltfreundlicheren Antrieben, die Wahrung der eigenen Unabhängigkeit und dergleichen).
Dadurch würde wir schon mal sehr schnell sehr viel Frust weniger mit uns herumzuschleppen haben, ohne auch nur ein einziges Wort darüber verlieren zu müssen, welche Punkte uns beim anderen Blickwinkel stören.
Da kann es dann sehr schnell passieren, dass man feststellt, dass man gar nicht so weit voneinander entfernt ist. Dass die zugrundeliegenden Ziele und Überlegungen in sehr großen Bereichen deckungsgleich sind. Und wenn wir mit unseren „Kontrahenten“ schon mal einige Übereinstimmungen gefunden haben, ist jedes weitere Gespräch schon mal etwas leichter und lockerer.
Das Fazit
Auch wenn wir es nicht immer schaffen werden, alle der selben Meinung zu sein (was wäre das denn für eine fade Welt?), so können wir uns alle das Leben leichter machen, wenn wir nicht ständig nur „aus Prinzip“ gegeneinander kämpfen würden (mit all den daraus resultierenden „Kollateralschäden“), sondern versuchen würden, für das jeweilige Problem die großen Übereinstimmungen zu suchen und wert zuschätzen, und für die restlichen Details nach Lösungen zu suchen, die für ALLE einen halbwegs gangbaren Weg ermöglichen.